Ausbessern mit Spray


Die Lackreparatur mit der Sprayflasche

ist eine preiswerte Alternative zur hochqualitativen Lackierarbeit eines Fachbetriebes. Sie sollte nur für kleinere Teilflächen in untergeordneten Sichtbereichen angewendet werden. Auf Grund ihrer gegenüber einer Spritzpistole geringeren Flächenleistung ist die Spraydosenlackierung NICHT GEEIGNET  für KOMPLETTE TEILE am Fahrzeug, wie Kotflügel, Türflächen, Motorhauben, Dächer und Heckklappen, aber auch ganze Türblätter im Wohnungsbereich! Für STEINSCHLÄGE empfehle ich eher das Auslegen der Stellen mit dem Pinsel oder besser noch, mit einem der Finixa Retuschierstäbchen, die es in drei Größen zwischen 1 und 2 mm gibt. Ein Spraydosenanspritzer führt da meist als nächsten Schritt zum Lackierer, der den fabrizierten Mist mit einer Komplettlackierung des Teiles wieder ansehnlich machen soll. Generell müssen Sie sich darauf einstellen, dass gegenüber der Lackapplikation mittels Pistole qualitativ Abstriche gemacht werden müssen. Entscheiden Sie sich dennoch für diese Art der Lackausbesserung, ist


Fast jede Farbe in Spraydosen abfüll- und lieferbar

Die Gründe, welche für eine Spraydosenanfertigung und gegen den Kauf einer Fertigdose sprechen, sind:

  • Realisierung „spezieller Farbton- oder Glanzgradwünsche“ (z.B. für Einrichtungen im Wohnbereich).
  • Bessere Farbpassung, da die Farbanfertigung via Mustervergleich oder Farbmessung erfolgt. Denn oftmals existieren etliche Varianten ein und desselben Farbtones! Auf solche hat nur der Lackierfachbetrieb mittels seines speziellen Farbmischprogrammes Zugriff. Im Baumarkt oder beim Autohaus erhalten Sie jedoch, wenn überhaupt, nur den Standardfarbton einer Lacknummer oder Farbcodes, egal ob zu Ihrem speziellen Fall passend oder nicht.
  • Individuell auf Ihre Wünsche abgestimmtes Material. Neben Effektfarben auf Wasserbasis können Sie zwischen weiteren NEUN Bindemitteln Ihren Buntfarbton wählen (ab Februar 2018 kam auch die Möglichkeit eins schnell trocknenden 1K-Acryl-Binders hinzu).
  • Sie erhalten bei uns hochwertigen Lack in diesen verschiedenen, frei zu wählenden Bindemittelqualitäten.
Was wird gebraucht
  • Schleifpapier in div. Körnungen z.B. für Trockenschliff P80-P280, für Naßschliff P400-P1200.
  • Diverses Werkzeug, z.B. Spachtel und Ziehmesser, Drahtbürste und Dreikantschaber.
  • Lappen und Silikonentferner. Zur Reinigung vor dem Decklack ein spezielles Staubbindetuch.
  • Abdeckmaterial, Feinkrepp-Abdeckband, Abdeckpapier, Folie oder alte Zeitungen.
  • 2-Komponenten Feinspachtel und Härter dazu.
  • Auf den Untergrund abgestimmtes Grundier- und Füllermaterial (z.B. anätzende Grundierfüller für Nichteisenmetalle oder Haftvermittler für Kunststoffteile.
  • 1-Schicht Decklacke, qualitativ vorzugsweise als 2K-Acryl, 2K-PUR, weniger zu empfehlen die preisgünstigeren Varianten in 1K-Acryl, Alkydharz, 2K-Epoxy oder Nitro).
  • Bunt- und Effektlacke als schnelltrocknende Wasserbasislacke.
  • Überzugsklarlack, wenn zuvor Basislacke appliziert werden (Aus qualitativen Gründen und um Ihnen eine Expansion der Kosten zu ersparen, wenn WIR nochmal ran müssen und etwaiges 1K-Material komplett zu entfernen haben, gibt's bei uns nur noch Klarlack als 2K-Profi-Material).
  • Evtl. noch eine Spraydosenabfüllung mit sogenannter „Beispritzverdünnung“ (Siehe weiter unten: Für ein noch besseres Ergebnis...).
  • Polierzeug: Perfekt wären zwei Polituren, eine etwas grobere für Vorneweg und eine feine für Hinterher. Poliertuch, am besten ein weiches Microfaserpoliertuch.
 
Sprühkopf
Aktivierungsknopf

1-Komponentiges und 2K-Lacke

1K-Qualitäten abzufüllen ist inzwischen ein alter Hut. 2K-Lacke sind für uns als Profis das Non Plus Ultra in Qualität und Beständigkeit. Problem jedoch ist die sogenannte Topfzeit, d.h. wann das mit Härter aktivierte Gemisch geliert und unbrauchbar wird. In einer Werkstatt kein Problem: Der Stammlack wird mit Härter gemischt und sofort verarbeitet. Anders sieht es im Verkauf von Spraydosen aus. Dieses Material wird oftmals erst Tage später appliziert. Und damit wäre angemischter 2K-Lack mit einer durchschnittlichen Topfzeit von 4 Stunden „tot“. Ich gebe zwar immer meinen Trick aus Erfahrungen der DDR-Zeiten weiter, eine angemischte 2K-Dose unmittelbar zu Hause angekommen in der Tiefkühltruhe bis zur Verarbeitung zu lagern (NICHT für wasserbasierendes Material!!!), aber ich kann dafür keine Gewähr geben. Wieviel Tage sich bei minus 18°C die chemische Reaktion der Komponenten verlangsamen lässt, ist eben pure Schätzung.
Sicherer und damit besser ist ein „Außer-Haus-Verkauf“ mit separierten Komponenten. Über die Jahre hinaus erwies sich der hier in einer älteren Artikelversion aufgeführte „Preval Sprayer“ nicht gerade als Verkaufshit. Mit der Zeit hat sich einiges im Spraydosenmarkt getan. Wurden vor Jahren nur Leerspraydosen zur Farbbefüllung lösemittelhaltiger Materialien angeboten, enthält das Repertoire heute Leerdosen für Wasserbasislack (enthalten andere Lösungs- und Treibmittel) und Dosen mit innenseitiger separater Härterkartusche, aktivierbar in dem Moment, wenn der Lack verarbeitet werden soll.
Qualität hat seinen Preis! Für den ewigen Knauser gibt es aber immer noch die 1K-Acryl-Variante zur Herstellung von schnelltrocknendem Repair-Material.

Vorab - ein paar einzuhaltende Regeln

Um später auftretende sichtbare Fehler zu vermeiden und eine ausreichende Qualität zu garantieren, sollten Sie beachten:

  • Alle Farben, egal ob Basis- oder Acryllacke sollen zweckmäßigerweise auf durch Grundierung oder Altlackierung abgedeckte Untergründe gespritzt werden.
  • Nie ohne Grundierung (Primer) auf blankes Metall sprayen; mindestens 2, besser 3 unabhängig voneinander getrocknete Schichten spritzen – eine alleinige Farbschicht hat so gut wie keine Korrosionsschutzwirkung.
  • Die beste korrosionsschützende Grundierung ist ein 2K-Epoxy-Primer! Daran führt kein Weg vorbei! 1K-Grund ist in meinen Augen Pfuschermaterial!
  • Polyesterspachtel ist hygroskopisch, d.h. er zieht Feuchtigkeit an und muss unbedingt mit einem Grundierfüller isoliert werden. Lesen Sie zum richtigen Spachteln auch unseren anderen Beitrag „Richtig spachteln“!
  • Besser zwei dünne Schichten applizieren als eine dicke (Vermeidung von Blasen- und Läuferbildungen). Dabei aber keine fleckigen, rauen Flächen und hervorbringen. Man vermeidet dies am besten, indem man in konstantem Abstand zur Fläche zeilenförmig von unten nach oben spritzt und dabei die Fläche beobachtet. Einmal rau ist kaum noch mit Sprühen wegzubekommen!!!
  • Nie in praller Sonne (Blasenbildungsgefahr) sprühen, aber auch nicht bei hoher Luftfeuchte (Gefahr des Mattwerdens oder Anlaufens/Belagbildung).
  • Die Umgebungs- und Materialtemperatur soll zwischen + 18 °C und + 25 °C betragen.
  • Vor Verarbeitung Dose gut schütteln und Probe spritzen.
  • Bei Punktausbesserungen (Spotrepair) und für Beispritzarbeiten muss der Bereich, in dem der Basislack ausläuft und das Areal, welches nur mit Klarlack überlackiert wird, zuvor großflächig mit silikonfreier Schleifpolitur von verwitterten Belägen gereinigt werden.
  • Bitte auf Abdecken von angrenzenden nicht zu lackierenden Karosserieteilen achten. Auch mal schauen, was in der Umgegend so rumsteht und auf die Windrichtung achten. Farbnebel auf anderen Autos - und zack - ist der Ärger vorprogrammiert!!!
  • Die Teile, welche angespritzt (beilackiert) werden sollen, werden nach Möglichkeit ohne Abklebung gelassen, damit sich keine scharfen Abklebekanten bilden. Allenfalls Anbauteile sind hier abzudecken.
  • Bedenken Sie, dass eine 400ml-Spraydose gerade mal 100ml Lackmaterial enthält, der Rest besteht aus vorgefüllten Treib- und Verdünnungsmitteln. WIR brauchen z.B. für einen Kotflügel ca. 200-230ml Farbenmix, um eine Schichtdicke mit sattem Glanz zu erreichen. D.h., dass Sie pro Karosserieteil 2-3 Spraydosen bräuchten, um einen satten Glanz zu bekommen!!! Wer's mit einer meint zu schaffen, braucht sich über fehlenden Glanz oder Fülle nicht aufregen!
  • Gesundheitsschutz nicht vergessen! Bitte auf gute Ablüftung und Atemschutz achten!

Die richtige Verarbeitung im Beispiel 

   

Anspritzer Stoßfänger:     

  • Schadstelle ausschleifen (Körnung dem Schaden entsprechend wählen, in 100-er Schritten feiner werdend bis P360-400.
  • Es dürfen nirgendwo grobe Schleifriefen von der zuvor eingesetzten gröberen Schleifpapierkörnung sichtbar bleiben!
  • FLEXIBLE 2K-Spachtelmasse verwenden (Fragen Sie uns!).
  • Spachtel wie in Pkt.1 schleifen. Auch an den Übergängen - nirgends grobe Schleifriefen!
  • KS-Haftvermittler sprühen (wichtig für durchgeschliffene Übergangsbereiche).
  • Grundierfüller sprühen, mindestens 3x mit Ablüftzeiten dazwischen (5-10 Min.).
  • Nach Trocknung Füllerschliff mit P1000-1200 nass.
  • Umgebungsfläche großflächig matt schleifen mit grauem Pad (Scotch Brite Ultra Fine) oder Aufpolieren mit einer groben Polierschleifpaste (z.B. 3M 50417). Auch diese erwähnte Politur schafft mikrofeine Kratzer (deshalb GROBE Politur) und trägt zur guten Verankerung der folgenden Beschichtung bei. Wichtig ist, das umgebene Areal muss großflächig absolut sauber sein. Abgewitterte Lackschicht muss runter!
  • Noch größer die Altlackierung mit silikonfreier Politur von abgewitterter Schicht säubern.

1-Schicht-Lackierung:
  • Spraydose gut schütteln (Kugeln müssen hörbar sein), kurz abspritzen.
  • dann im gefüllerten Zentrum eine leichte Klebeschicht auftragen, sollte wie angenebelt sein, dünne geschlossene Schicht.
  • Ablüften und antrocknen lassen.
  • Nächste Schicht, diesmal etwas satter spritzen.
  • Wieder ablüften lassen und
  • Nach weiteren 10 bis 15 Min. fertiglackieren. Jetzt sollte der Farbton gedeckt haben. 
  • Wichtig! Darauf achten, dass jeder Spritzgang nach außen immer größer werden muss, um die Auslaufnebelstellen des vorherigen Spritzganges mit abzudecken.
  • Optional: Es empfiehlt sich, für den Auslaufbereich der Spraydosenausbesserung eine weitere Spraydose mit farblosem Bindemittel (das gleiche, wie das auch in Ihrer Farbe enthalten ist) parat zu haben. Zwei Gründe dafür: a) ist eine wie auch immer gut angefertigte Farbe eine Nachstellung, die einer zur Verfügung stehenden Pigmentauswahl entstammt und deshalb unter Umständen nicht 100%-ig der Altlackierung entspricht und b) zeigten Erfahrungen, dass besonders pastelle Farbtöne, also Materialien, die das schwerere Weißpigment enthalten, beim Rückpolieren der Auslaufübergänge farblich sichtbare Abtreppungen auftreten lassen können. Das vermeidet man, indem die Auslaufbereiche mit farblosem Binder übersprüht werden, etwas weiter, als das letzte Farbtröpfchen der Rep-Lackes zu finden sind. Der positive Effekt beim Polieren der Übergänge ist, dass Sie die ausgenebelten Farbtröpfchen unangetastet lassen und nur das Bindemittel polieren. Das vermeidet unschöne Farbtondifferenzen!
  • Optional: Einsatz von Beispritzverdünner (Siehe unten!).

2-Schicht Lackierung:
  • Basislack wie bei 1-Schicht-Lackierungen verarbeiten (Metallics kann man im Effekt etwas durch die Spritztechnik beeinflussen: satter Auftrag macht den Farbton dunkler und farbintensiver, Ausnebeln mit größerem Abstand zur Lackierfläche macht den Farbton silbriger/metallischer, aber auch fahler, unbunter).
  • Um bei Effektlacken keinen unschönen Rand zu bekommen, müssen diese unbedingt großzügig ausgenebelt werden – Ausbesserungen auf kleiner Fläche funktionieren hier nicht!
  • Sind noch Schleifriefen im Basislack zu sehen, sind diese trocken mit P1200 vorsichtig auszuschleifen und der Spritzvorgang zu wiederholen.
  • Nach Trocknen der letzten Basisschicht Fläche mit Staubbindetuch vorsichtig abwischen.
  • Klarlack, wenigstens auch 3x auftragen, wie bei 1-Schicht-Lackierungen beschrieben.
  • Darauf achten, dass der ausgenebelte Basislack mit jeder Klarlackschicht nach außen hin erweitert abgedeckt wird.
  • Optional: Einsatz von Beispritzverdünner (Siehe unten!).

Für ein noch besseres Ergebnis beim Ausnebeln der Lackfarben und Klarlacke (nicht Basislacke!) in die Altlackbereiche kann der Einsatz von Beispritzverdünner sinnvoll sein, welcher Nebelränder auflöst und Polierarbeiten minimiert. Den können wir Ihnen ebenfalls in einer Sprayflasche abgefüllt mitliefern. Vorsicht jedoch beim Besprühen der Auslaufränder - bei unvorsichtigem Gebrauch läuft einem die „Suppe“ weg. Also: „Ordentlich und mit Jefühl“, wie er Berliner sagt....  


Die Trocknung - und was danach?

   Emsemble von Spraydosen
 

Die gewählte Lackqualität sowie Temperatur und Luftfeuchte beeinflussen entscheidend die Trocknungszeit. In der Regel kann man sagen: Staubtrocken nach ca. 30-50 Minuten. Getrocknet über Nacht.    

Polierfähig?

Sind die Übergänge noch lange nicht, denn auch nach der Trocknung gibt das Lackiersystem Lösungsmittel ab, was sich auch durch einen gewissen Volumenschwund bemerkbar macht. Wer seine Schleifriefen nur mit Grundierfüller zugeschwemmt hat, erfährt nach ein paar Tagen, wie sich nachlässige Vorarbeit rächt und warum eine gute Lackierung einen höheren Preis hat!

Polieren empfehlen wir also erst nach ca. 1 Woche: Mit einer guten Schleifpolitur (wir verwenden werkstattseitig 3M-Material: Perfect-it™III Schleifpaste PLUS 50417 und Perfect-it™III Extra Fine Schleifpaste E80349) werden die Übergänge auf Glanz gebracht.  Für den gelegentlichen Praktiker ist es ratsam, dieses von Hand zu erledigen. Bei zu rauen Übergängen kann vorher noch mit 2000-er und 3000-er Naßschleifpapier gearbeitet werden. Vorsicht, damit keine Übergänge ausfransen! Müheloser geht's, wenn zuvor beim Lackieren die Nebelränder mit Beispritzverdünner fein ausgenebelt und aufgelöst wurden. Wenn keine matten Stellen mehr zu sehen sind, kann eine Versiegelung mit Hartwachs oder ähnlichem Konservierungsmittel erfolgen.

 

Abschließender und möglichst zu beherzigender Tipp

Wir empfehlen unseren Kunden IMMER die Verwendung von 2-Komponenten-Material für die Reparaturlackierung. Warum?

  • 2K-Materialien sind äußerst stabil und nach erfolgter Aushärtung nicht wieder anlösbar
  • Sie ergeben Lackaufbauten, die nicht so starkem Volumenschwund unterliegen wie einkomponentige Anstrichmaterialien
  • Der Glanz und die Fülle sind besser und, auf Grund der höher erreichbaren Schichtdicke, auch der Korrosionsschutz
  • neigen beim erneuten Überlackieren nicht zum Reißen, wie 1K-Lackierungen
  • sind in der Anschaffung zwar teurer, machen das aber durch o.g. Eigenschaften wieder wett und last not least
  • könnte im Falle einer nicht gelungenen Reparatur die Lackierung im Fachbetrieb günstiger ausfallen, vorausgesetzt, Sie haben eine ordentliche Untergrundbehandlung geleistet: Unter Umständen muss die misslungene Beschichtung nicht restlos und zeitaufwendig entfernt werden!

Ausführliches zur SprayMax®-Technologie finden Sie im Produkt-Folder der Firma Kwasny. Ungeachtet der neuen Produktvielfalt behalten wir uns für Sie beide Möglichkeiten für versprühbares 2K-Material vor:
a) Mit Härter gemischtes Material in der 1K-SprayMax®-Dose zum sofortigen Verbrauch (preiswerter, aber sofort zu verarbeiten)
b) Material in der 2K-SprayMax®-Bottle - Härterpatrone innendrin (teurer, aber Zeitpunkt der Verarbeitung von Ihnen frei wählbar)

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