Die Streitfrage ums richtige KTM-Orange

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KTM Orange – der passende Farbton

Der österreichische Hersteller ist vor allem für seine geländegängigen Motorbikes vielen Zweiradfans ein Begriff. Ein Debattierthema jedoch ist, das richtige Orange für den Hobel zu finden. Im Internet kursieren in etlichen Foren wiedermal die Meinungen der „Fachleute“, wie ich die Mutmaßer mal salopp bezeichnen möchte. Um hier mal etwas Klarheit in den Dschungel der Meinungsverschiedenheiten zu bringen, habe ich der KTM einen gesonderten Beitrag gewidmet.

Grundsätzlich sind fast alle orangefarbenen Anbauteile unlackiert aus eingefärbtem flexiblem Kunststoff. Hier liegt schon mal der eigentliche Grund, warum unterschiedlichen Aussagen zustande kommen.

RAL 2009 Verkehrsorange

ist ohne Wenn und Aber der richtige Farbton. Das ist am lackierten Rahmen der Bikes ersichtlich. Anders bei den kolorierten Plastikteilen. Sie verlieren mit zunehmender UV-Lichtbestrahlung nicht nur etwas ihrer Weichmacher sondern auch Farbe. Damit wird klar, warum auf unseren Straßen die verschiedensten Farbnuancen zu sehen sind.

Die changieren zwischen RAL 2009 (neu) und RAL 2008 Hellrotorange. Häufig ist ein Farbton zu den KS-Teilen passend, der zwischen beiden Farben liegt. Ich habe beim benachbarten KTM-Händler GST-Team-Berlin mehrere Maschinen mit Mustern verglichen. Meist war es so, dass eine 1:1-Mischung beider RAL-Farben richtig liegen könnte, die sich je nach Alter der Teile auch zwischen ein Drittel zu zwei Dritteln bewegen kann.

 
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Orange mit grünem Sternenstaub?

   

Ganz verrückt wird es, wenn das Orange von extrem schräg betrachtet wie Uni-Orange ausschaut, bei einer Drehung aber anfängt, grün zu glitzern. So bei einer 640 LC4 Adventure, welche wir lackierten. Der „Sparkling Effect“ entsteht durch eine über das Orange applizierte transparente Schicht aus mit einem speziellen Jade Green Pigmentpulver vernetzten Bindemittel. Mehr dazu im Beitrag „Perleffekt“. Fingerspitzengefühl beim Anmischen und Spritzen ist gefragt.

Das unglaublich intensive Grün wird von der Firma Wacker Chemie AG hergestellt. Leider wird das notwendige HELICONE® Pigment nach einer Insider-Information ab Mai 2012 nicht mehr produziert. Einen kleinen Bestand hüten wir deshalb wir die Kronjuwelen Englands. Verzeihlich, dass wir die Rarität nicht verkaufen, sondern nur in Verbindung mit unserer Lackierleistung anbieten!

Einige Lackhersteller bieten PC-unterstützte Mischrezepturen für die KTM als auch Kawasaki. Ein Xirallicpigment als dritte Schicht soll das gewünschte Funkeln erzeugen. Dem ist, zumindest nach unseren Erfahrungen, nicht so. Teilchengöße und Farbeffekt differenzieren beträchtlich....

  Vergleich Helicone

Der Vollständigkeit halber sei hier noch das KTM-Schwarz erwähnt. Generell sollte es das RAL 9005 Tiefschwarz sein. Eine neuliche Farbmessung an einer RC8 ergab allerdings eine abgetönte Variante des BMW-Farbtones A86!!!
Mit anderen Worten: „Prüfen ist stets besser als Vertrauen!“


Breaking News 2o16

Auch wenn man dachte, man hätte die Weisheit mit Löffeln gegessen, ergänzt sich so manches Wissen mit zunehmender Zeit. Wie kürzlich, als wir von einem Kunden zwei Frontseitenteile zugestellt bekamen, um an einem eine Reparaturlackierung durchzuführen. Wohlweislich lag die andere Seite bei, um absolute Farbtongleichheit an beiden Teilen sicherzustellen.
KTM appliziert für seine höherwertigen Maschinen nicht alleine unser lang propagiertes HELICONE® JADE, sondern einen zweiten nicht minder effektvollen Glitzereffekt namens HELICONE® MAPLE, welches wir allerdings nicht vorrätig hatten. Telefonieren war angesagt. Als recht „alter Hase“ kenne ich etliche Leute, die mit Farben und Pigmenten zu tun haben. Unser derzeitiger Farbhersteller CROMAX® hält leider immer noch wie vor Jahren eine nicht passende Effektrezeptur bereit. Bei einem weiteren, auf Effektpigmente spezialisierten Händler erstanden wir ein Probematerial, zwar besser in Punkto Grobheit und Farbflop, aber leider nicht das spezielle „Ahornblatt“-Pigment.

Großen Dank gebührt den Mitarbeitern des Lackherstellers Sikkens in Stuttgart, welche nach einer Anfrage, und obwohl HELICONE®-Pigmente seit Jahren nicht mehr hergestellt werden, völlig überraschend für uns ein Päckchen mit aus dem Labor bereitgestelltem Restvorräten herbeizauberten. HELICONE® HC MAPLE LC (LC = Liquid Crystal) erscheint von oben betrachtet kupferrötlich und beim Kippen der Lackfläche grünlich, während HELICONE® JADE schon in der Draufsicht grünlich ist. HELICONE® Pigmente sind hochtransparente farblose Polymerplättchen mit flüssigkristalliner Struktur, welche einfallendes Licht in reflektierendes und weitergeleitetes aufsplitten, ohne das eine Lichtabsorbtion stattfindet.
Damit war aber der Stress noch nicht ganz vorüber. Da es, wie aus der Autobranche bekannt, ständig Schwankungen in den Farbtönen der Serienlackierungen gibt, musste das RAL 2009 so komponiert werden, dass es im Zusammenhang mit der Effektlasur die möglichst beste Farbpassung zum Original ergibt. Farbmessgeräte sind da leider nur eine bedingte Hilfe und können lediglich bei der Auswahl der Grundkomponenten des orangen Grundfarbtones nützlich sein. In zwei verschiedenen Programmen gerechnet ergaben sich zwei so unterschiedliche Farben, die etwa so nah beieinander liegen wie Dottergelb und Blutorange. Das am nächsten gelegene Muster wurde nun manuell weiter getönt. Erfahrung im Nuancieren und Muster, Muster und nochmals Muster spritzen, war hier die Praxis. Denn was eigentlich recht gut ausschaut, bekommt durch die Effektlasur UND den nachfolgenden Klarlack ein völlig anderes Erscheinungsbild. Letztendlich konnten wir die „Metamerie“ nicht komplett ausschalten, erhielten aber so einen guten Farbton, dass ich selbst sagen konnte: „Ja, dieser Farbton wird auch einen kritischen Kunden zufriedenstellen.“


Tipp und Hinweis für solche 3-Schicht-Effektlackierungen:
Nie versuchen, angrenzende Teile auf Kante zu lackieren und klugerweise immer das rechte und linke Teil zum Lackieren geben, auch, wenn ein Teil davon unbeschädigt ist!
Laut KTM ist HELICONE® bei folgenden KTM-Farbcodes zur Anwendung gebracht (die letzten zwei Zahlen der Teilenummer):
HELICONE® JADE bei den Farbcodes 70, 71, 73 und 74
HELICONE® MAPLE bei den Farbcodes 75 und 77


Lackreparaturen bei KTM bleiben ein aufwendiges Unterfangen

Juni 2017: Die Anfrage eines KTM-Kunden aus der Nähe Dortmunds nach Reparaturlack veranlasste mich, diesen Beitrag zu überprüfen und zu ergänzen. Der Rahmen der KTM 690 Duke R 2016 ist mit einem Orange beschichtet, welches Electric Orange genannt wird. Beim KTM-Händler in unserer Nähe, der GST Berlin GmbH, verglich ich unsere derzeitig auf 10 Stück angewachsene Musterblechsammlung mit dem Ergebnis, dass nichts richtig passt. Das Orange am Rahmen scheint mir eine Pulverbeschichtung zu sein, die von innen heraus „leuchtet“ – sprich – NUR ein weißer Untergrund ermöglicht es überhaupt, diesen Farbton nachzustellen. Da der Einfluss einer weißen Background-Farbe bedeutet, dass das Orange semi-transparent ist, ergibt sich, dass jeglicher nicht im Spritzverfahren ausgeführter Ausbesserungsversuch zum Scheitern verurteilt ist, sei der Orangefarbton noch so gut ausgemischt. Oder ganz einfach gesagt – vergessen Sie die Pinselreparatur!
Der an unserem Vergleichsobjekt am nächsten passende Farbton war der Grundfarbton der Piaggio Farbe 976 Arancio Luminos von Sikkens, welcher ein sehr reines Orange ist – in Verbindung mit weißem Untergrund, versteht sich. Doch ist Vorsicht geboten, die Rezepturen für diesen Piaggio-Farbton könnten sich je nach Farbtonhersteller beachtlich unterscheiden. So enthält bei Cromax die Farbtonrezeptur schon Effektpigmente, die Sikkens erst als darauffolgende Lasur vorschreibt. Die Cromax-Formel ist somit nicht verwendbar, dafür aber der Orange-Ton 17H oder ER6-N von Kawasaki (nur Alternative 0 und NICHT CromaxPro). Bei Spritzen macht's dann die Schichtdicke. Zu viel ist da am Ziel vorbei. Weiterhin ist nicht zu vergessen, dass es (wie auch bei Autoherstellern) von Produktionscharge zu Produktionscharge zu Farbtonschwankungen kommen kann. So entsprechen z.B. die Felgen der besichtigten Maschine schon nicht mehr exakt dem Rahmenfarbton!

  Electric Orange

Ersatzteilkauf erwünscht?

   

Mit der 1290 Super Duke Special Edition 2016 brachte KTM einen weiteren spektakulären Farbton auf den Biker-Markt: Galvano Orange. Der Name allein weißt schon die Richtung. Der auf Kühlerhutzen und vorderem Fender applizierte Farbton erinnert in seiner Brillanz an orange eloxiertem Aluminium. Mit normalen Mischfarben, wie sie Lackierfachbetriebe in ihren Mischregalen haben, kaum nachzustellen.
Das nebenstehende Foto zeigt so eine Kühlerhutze, die im Foto allerdings wie gewöhnlicher Effektlack ausschaut. In Realität ist da schon ein merklicher Unterschied.
Hier und bei den schon beschriebenen „Helicone-Editions“ stellt sich ernsthaft die Frage: Steckt da seitens des Motorradherstellers vielleicht doch die Absicht dahinter, dass der Kunde seinen Fokus auf den Kauf neuer Teile richten soll, statt reparieren zu lassen? Sogenanntes Aftersale-Bestreben?
Glücklicherweise hat jedoch unser Lack-Händler Color-Profi eine Lösung gefunden, KTM-Special-Edition-Käufern bei Lackschäden bei Lackschäden an besagten Teilen aus der Bredoulle zu helfen. Bei Nachfrage ist also dieser recht gut adaptierte Farbton lieferbar.
Dennoch ist es keineswegs falsch, den Aufwand einer Reparaturlackierung (inkl. evtl. Instandsetzung) mit dem Kauf eines Neuteiles zu vergleichen und abzuwägen.  

  Galvano Orange
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