Heißes Thema - der Einbrennlack

           Die ökologische und moderne Trocknungsmethode


Verarbeiten Sie an meinem Auto auch Einbrennlacke?

Oder ebenso: „Brennen Sie den Lack an meinem Fahrzeug auch ein?“ Solches oder Ähnliches werden wir ab und zu gefragt. In diesem Artikel möchte ich darauf antworten und gleichzeitig Fehlinterpretationen aus dem Weg räumen. Zunächst aber gilt es, das Wort „Einbrennlack“ zu definieren.

 

Blick auf das Heizaggregat der separaten TrocknerkammerBlick von oben seitlich auf das SpritzkabinenaggregatInfrarotstrahlerUV-Füller-Trocknung


Begriffsklärung

 

Bei Einbrennlacken handelt es sich um Anstrichstoffe, die durch unter erhöhter Wärmezufuhr chemisch reagieren und aushärten. Die Temperatur liegt dabei im Schnitt um die 150°C (nach diversen Quellen werden Werte zwischen 100 und 200°C, auch mal 120°C genannt). Und NUR in diesem Temperaturbereichsfenster reagieren „echte“ Einbrennlacke überhaupt zu ausgehärteten Lackfilmen!

 

Ein verbreiteter Irrtum

 

ist, dass in Lackreparaturbetrieben gleich welcher Größenordnung im Car-Refinish-Bereich die aufgebrachten Lacke eingebrannt werden. Während man eine Rohkarosse oder demontierten Anbauteilen durchaus 150°C aussetzen kann, ist das bei kompletten Fahrzeugen nicht mehr möglich, ohne dass Elektronik-, Kunststoff- und Gummiteile in Mitleidenschaft gezogen würden. Aus diesen Gründen und Aspekten der Rentabilität der Reparaturbetriebe, die heutzutage ja meist nur Teillackierungen durchführen, wurden andere hochwertige, zweikomponentige Lackmaterialien entwickelt, welche den werksseitig eingesetzten Beschichtungsstoffen keineswegs nachstehen. Diese Refinish-Materialien zeichnen sich durch ein wesentlich größeres Verarbeitungsfenster aus: Sie funktionieren zwischen 15 und 80°C, in Garagen mit schlechter Lüftung als auch in Kabinen mit bis zu 350-fachem Luftwechsel pro Stunde!

 

Die forcierte Aushärtung

 

„Eingebrannt“, oder richtig ausgedrückt „forciert getrocknet“, wird in der Fahrzeugreparatur bei vorzugsweise 60°C, was den Empfehlungen fast aller technischen Datenblätter der jeweiligen Materialien entspricht.

Es gibt derzeit zwei Verfahren, um die für eine forcierte Aushärtung erforderlichen Temperaturen zu erreichen:

  • Die heute noch gängigste Art, vorzugsweise für mehrere gleichzeitig lackierte Teile bzw. Ganzlackierungen, ist die Konvektionstrocknung mit erwärmter Umluft, ähnlich eines Backofens. Die Aggregate dazu sind natürlich ungleich größer (siehe das oberste Bild rechts eines Aggregates, konzipiert für eine separate Trocknerkammer und das Bild darunter, welches zeigt, wie voluminös Lüftungs-/Trocknungsanlage einer Spritzkabine ist).
  • Für einzelne Teile oder Punktausbesserungen (Spotrepair) verwendet man Infrarotstrahler (auch IRT-Strahler genannt). IRT steht für "Infrared Thermography". Es gibt sie in verschiedensten Formen und Bauarten (Nutzung unterschiedlicher Wellenlängen des Infrarotspektrums). IR-Trockner heizen die Luft nur sekundär auf, währenddessen die IR-Wellen recht schnell das Objekt erwärmen, besonders, wenn es aus Metall besteht. Da die Objekttemperatur entscheidend für die Aushärtung von Lackmaterialien ist, sinkt hier die Trocknungsdauer auf bis zu 12 Minuten! Wenige Lackierereien haben in ihren Spritzkabinen IR-Trockenbögen installiert, die ähnlich einer Waschstraßenbrücke aufheizend über die lackierten Teile fahren. Derzeit hat sich diese Technik noch nicht vollends etabliert, denn zu hoch sind Fehlerquoten durch Überhitzung des Lackes (Auskochen) und thermoplastischer Kunststoffteile (Deformationen).
  • Eine dritte Art der Aushärtung wird nicht durch Hitze erreicht, sondern mittels UV-Strahlen bei explizit dafür konzipierten Lackmaterialien.

 

Durch forcierte Trocknung kann ein Betrieb bis zu acht Reparaturen durch eine Spritzkabine schleusen, da sich die Aushärtezeit durch Wärmebeschleunigung der chemischen von mehreren Stunden bei Raumtemperatur auf etwa 30-45 Minuten bei Objekttemperatur von 60°C reduziert. Nach Abkühlen sind die lackierten Teile montagefest und polierfähig! Andernfalls würde eine Lackreparatur wenigstens einen, wenn nicht mehrere Tage länger in der Werkstatt stehen und wertvolle Arbeitsplätze blockieren.

 

Werbung mit „Einbrennlackierung“

 

Nur noch wenige Anzeigen unserer Kollegen werben mit der „Einbrennlackierung“, die ja so gar keine ist. Vorsatz um Wettbewerbsvorteile, Unwissenheit oder nur Übernahme von umgangssprachlichen Floskeln? Aus welchen Grund auch immer – diese Advertisings sind nicht notwendig, denn wir Lackierer können mit Sicherheit stolz auf die von uns verarbeiteten Reparaturlackprodukte verweisen.
Bei fachgerechtem Lackierungsaufbau stehen sie nämlich den Einbrennlacken um nichts nach….

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