Die technisch rasante Entwicklung ist nicht allein auf Elektronik beschränkt. Auch die Chemie greift scheinbar nach den Sternen. Und könnte heute schon so manche Investition in Trocknungsanlagen und -equipment in Frage stellen. Neue Beschichtungsmaterialien sind auf dem Vormarsch und bereichern das Repertoire des Lackierers. |
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...2 Jahre später - Juni 2014: Alternativen Heute spricht keiner mehr vom UV-Klarlack. Das Zeug ist so gut wie vom Markt verschwunden. Dafür aber schickt sich eine neue Materialgeneration an, den Lackmarkt zu revisionieren. Das fokussierte Ziel ist hier auf „Low Energy - High Performance“, also Energieeinsparung bei gleicher oder gar verbesserter Optik und Eigenschaften gerichtet. Mit der Vereigenständigung der Lacksparte von DuPont zu Axalta Coating Systems war er Monate zuvor angekündigt worden. Der neue Cromax-Klarlack „Ultra Performance Energy Clear CC6700“. Und am 26. Juni konnten ColorProfi-Kunden wie auch (noch) fremdlieferanten-verbundene Lackierer live die offizielle Premiere für unsere Region miterleben. Zugleich fiel auf den Tag das WM-Fußball-Match Deutschland/USA. Unser Lacklieferant ColorProfi in Trebbin gestaltete daraus ein erfolgreiches Event, welches schon an ein kleines Rock-Festival erinnerte. Die Cromax-Innovation, so konnten sich auch die Skeptiker überzeugen, härtet tatsächlich bei einer 5-minütigen Objekttemperatur von 60°C aus und ist nach dem Abkühlen voll polierbar. Ein anderer Härter ermöglich eine völlig energiefreie Aushärtung bis zur Polierfähigkeit bei Raumtemperatur in nur 45 Minuten! Das, was bei der Trocknung von Wasserbasislack eher nervt: Dieser Härter reagiert hier umso besser, je höher die Luftfeuchte ist.
...Januar 2016 - Resümee nach anderthalb Jahren Einsatz im Betrieb Ich denke, dass es nach dieser Zeit angebracht ist, unsere Erfahrungen im täglichen Einsatz hier zu schildern. Merkwürdig ist, dass der Hersteller vorgibt, diesen Klarlack ausschließlich auf gehärtete (aktivierte) Basislacke zu verwenden. Hat das was mit der Haftung zu tun (Siehe UV-Lack!)??? Der Klarlack darf bislang auch nicht elastifiziert werden, sodass wir dreigleisig fahren. Für Ganzlackierungen und wenn die Zeit nicht drängt, verwenden wir weiter unseren bewährten CC6400 2K-VOC-Klarlack, für Fahrzeuge mit kratzfesterem Klarlack von Hause aus kommt der CC6300 2K-VOC-Protect Klarlack zum Einsatz. Teilereparaturen (ein bis vier Teile, Ausnahmen möglich) erfolgen aber fast ausschließlich mit dem CC6700. Die Bilanz mit dem superschnellen Klarlack ist bislang positiv. Keine Nachfallerscheinungen, kein Ablösen, keine Blasen. Zugegeben, das Material ist teurer als normaler 2K-Klarlack, aber die Einsparung von Energie sollte dabei nicht vergessen werden, da wir auf Ofentrocknung bei diesem Material generell verzichten. Die zwei unterschiedlichen Härter haben wir auf einen reduziert: Der AR7701, anfänglich konzipiert für forcierte Trocknung oder niedriger Luftfeuchte funktioniert auch bei Luftrocknung absolut zuverlässig. Unsere Mitarbeiter loben stets neben der Schnelle der Aushärtung vor allem die gute Polierbarkeit nach einer Lufttrocknung von 45 Minuten. Auch ein Läufer lässt sich da ohne Weiteres hobeln und beseitigen....
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UV-Light für den Spot
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Ende 2015 stellte unser Akemi®-Vertreter ein neues Produkt zum schnellen Austupfen von Steinschlägen, aber auch Kratern in fertiglackierten Flächen vor. Das von afin® produzierte Filling Resin (zu deutsch Füllharz) tupft man aus einer winzigen Flasche, ähnlich einem Sekundenkleber, auf die betreffende Spot-Stelle. Ein dem Maglite-Look nahe kommender UV-Light-Phaser (Star Trek lässt grüßen) „beschießt“ dann den Tropfen mit ultraviolettem Licht. 30 Sekunden lang. Danach kann gehobelt, geschliffen und poliert werden. Feine Sache, wenn's ganz schnell gehen muss!
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Schien zunächst auf Grund der benötigten Lichtdurchlässigkeit des Beschichtungsmaterials nur farblose, eben Klarlacke für UV-Härtung geeeignet zu sein, machte man schon früh Versuche, diese Technik auch auf die Decklackvorbereitung auszudehnen.
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Die UV-Technologie im Füllerbereich…
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...ist nun schon etliche Jahre am Markt. Im Jahre 2002 hatte STANDOX mit ihrem UV-Füller ihren Debüt-Auftritt in unserem Betrieb. Damals noch UV-B-härtend, wurde eine UV-Lampe mit seitlichen Abschirmlamellen ganz nah an die Reparaturstelle platziert. Die Lichtblitze waren sehr intensiv, Schutzkleidung Pflicht. Trotz vieler Vorteile, welche ähnlich wie beim beschriebenen UV-Klarlack sind, gelang es nicht, uns vollends zu überzeugen. War die Stelle nur etwas zu groß geraten, lief man Gefahr, Abdrücke der Abschirmlamellen in der noch nassen Ausnebelzone zu bekommen. 2012 machte Sikkens eine Vorführung mit ihrem neu entwickelten Material aus UV-A-aushärtender Basis. Eine aus Kanada importierte UV-Lampe konnte nun mit etwas Abstand zur gespritzten Fläche aufgestellt werden. Misstrauisch, wie wir in unserer werbeverlogenen Welt erzogen wurden, testeten wir das Zeug auf Aushärtung, Haftung und Schleifbarkeit. Das Ergebnis der Aushärtung war gut, solange man die Reparaturflächen in begrenztem Rahmen hielt. Nicht so gut erwies sich die UV-Lampe, die schon am zweiten Tag ihren Dienst verweigerte.
Mittlerweile hat unsere Hausmarke als auch etliche andere Farbhersteller UV-Füller auf den Markt gebracht. Eines haben alle gemeinsam. Sie sind semi-transparent eingestellt. Und das aus gutem Grund, denn die UV-Wellen müssen zur korrekten Aushärtung auch in die Tiefe der aufgebrachten Beschichtung dringen können. Ergo ist UV-Füller kein Dickschichtfüller!
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Da UV-Grundierfüller gut das Doppelte bis Dreifache eines normalen 2K-Füllers kosten, führt das zwangsläufig auch zum Überdenken eines sinnvollen Einsatzes:
- Eigenes Abfüllen in Spraydosen ergibt einen extrem zeitsparenden Zugriff zur Anwendung und spart Pistolenreinigungskosten.
- Das Material ist zwar auf Grund des Abfüllens in Spraydosen nicht ganz lösemittelfrei, jedoch aber deutlich reduziert. Mit der Spritzpistole lassen sich gute Isolierergebnisse bei sensiblen Untergründen erreichen.
- Wir verwenden UV-Primer/Füller vornehmlich bei Spotrepair-Lackierungen, d.h. an kleinen bis max. ¼ m² großen Teilflächen, die mit der UV-Lampe gut erreicht werden können.
- Zum Isolieren von Durch- oder Ausschleifstellen an beizulackierenden Teilen ist das UV-Material auf Grund seiner Semi-Transparenz bestens geeignet.
- Der Axalta UV-Primer PS1410 eignet sich auch als Haftgrund auf verzinktem Stahl und bedingt auf Durchschliffstellen bei Aluminium (max. 3 cm). Er kann auch auf Kunststoffhaftvermittler appliziert werden.
- Als UV-Lampe nutzen wir als preiswerte Alternative einen ganz simplen Gesichtsbräuner, die Betrahlungszeit verlängerten wir deshalb auf 10-12 Minuten.
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Axaltas Konzept im Kampf gegen Energieverschwendung |
Mit hochtrabendem Namen heißt sie Ultra Performance Energy Surfacer und ist ein Füller neuester Generation, welchen wir ab Mitte 2017 in unseren Lackierprozessen einsetzen. Auch dieses Material ist Teil des Cromax® ValueShade-Konzepts. „Trockner adé!“ heißt es für dieses Chemie-Hi-Tec-Produkt. Die Vorteile: |
- Ein 2K-Material, welches nach 20-40 Minuten Luftrocknung schleifbar ist - OHNE Trockner!
- Superglattes Ausspannen und damit glatte Spritzbildoberfläche.
- Kann in bis zu 4 Gängen gespritzt werden. Nach dem ersten Gang und dessen Mattwerden sind keine Ablüftzeiten trotz der extrem niedrigen Viskosität notwendig.
- Einfaches Mischverhältnis von 1 : 1.
Ausgefeilte Spitzenchemie enthält auch Einschränkungen:
- Einzuhaltende Bedingung: PS1801, PS1804 und PS1807 sind keine Grundierfüller! Blankes und verzinktes Blech als auch Aluminium muss mit speziellen Vorbehandlungstüchern passiviert werden!!!
- Der Surfacer MUSS innerhalb von 24 Stunden überlackiert werden. Ansonsten kann es auf Grund von weiterer Aushärtung mit der berührenden Luftfeuchte zu Versprödung und damit zum Reißen der Füllerbeschichtung kommen.
Die Konkurrenz ist sauer und versucht, mit Gerüchten den Markt zu verunsichern. Da wird von massiven gesundheitlichen Risiken erzählt bis hin zur Lebensverkürzung, wenn man diese Materialien, einschl. den o.g. Ultra Performance Energy Clearcoat versprüht.
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Leute! Wir haben Zinkchromatprimer, Mennige und andere bleihaltige Farben verarbeitet und ich kenne persönlich keinen Fall, vorausgesetzt, dass stets vernünftige Schutzbekleidung getragen und Atemschutz verwendet wurde, wo eine Gesundheitsschädigung zu verzeichnen gewesen wäre. Maske, Overall und Schutzhandschuhe sollte für jeden Spritzlackierer selbstverständlich sein. Allerdings weiß ich auch, dass es damit nicht immer so genau genommen wird, wenn man nur „schnell mal was“ anspritzen will! Da kann aber jeder Anstrichstoff auf längere Sicht schädlich sein, auch wasserbasierende Lacke!!! |
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